Interviews Semjon

Published on August 25th, 2021 | by Simon

Photo by Semjon |  0

Beyond the Wave: Flatland Skimboarding

When thinking about river surfing, most of us picture someone surfing on a river wave. But not everyone has a river AND a wave in their backyard. There’s a rare breed called “Skimboarders” who hit the river on skimboards. Semjon (24) is European Champion. He lives in Germany and skims the Rhine River.

Note: The following article is in German, but you can use the button at the right for auto translating the content into English or French.


Kannst du dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Moin! :) Ich bin Semjon, 24 Jahre alt und seit 2012 auf dem Skimboard unterwegs. Ich bin Teamfahrer für Skimzone Germany und Kayotics Skimboards, welche mein Pro-Board veröffentlichen werden. Am Anfang waren meine Crew und ich immer in einem lokalen Bach skimboarden, nach der Schule, am Wochenende und wann immer das Wetter mitgespielt hat. Später hat sich das Hobby bei uns verfestigt und wir sind dann immer mehr gereist, zu verschiedenen Spots und Wettkämpfen in Europa, teilweise auch noch weiter weg. 2018 wurde ich Sieger des European Skimboarding Cups. Zur Zeit arbeite ich noch in der IT-Abteilung einer Bank, in Zukunft möchte ich mich aber mit Flatland Skimboarding, in Zusammenarbeit mit Skimzone Germany, selbstständig machen.

Wie bist du zum Skimboarden gekommen?

Eher durch Zufall. Ich habe viele Jahre ganz klassisch Fussball gespielt, bis ich irgendwann relativ deutlich gemerkt habe, das ist nicht wirklich was für mich. Habe dann andere Sachen wie Handball ausprobiert, aber war alles nicht das Wahre. In dieser Zeit hat ein Kumpel mich dann zum Bach mitgenommen und mir ein Board geliehen. Seitdem war ich begeistert von dem Sport und war, wenn die Sonne draußen war, kaum woanders zu finden. Mein Kumpel wiederum hat es an einer Küste in einem Ebbebecken bei einem anderen gesehen und es dann selbst ausprobiert, so hat den Sport dann in den Bach bei ihm um die Ecke gebracht.

In diesem Bach skimboarden wir heute immer noch gerne, ein optimaler Spot wenn es nicht grade zu viel geregnet hat.

Wie groß ist die Szene im Flatlandskimboarden in Europa?

Klein. Das ist schwer zu beziffern. Ich weiß auch nur von Communities die ich über Social Media mitbekomme, da wird es sicherlich noch einige geben die nicht auf meinem Radar sind. Müsste ich aber eine Zahl nennen von Europäern, die Skimboarden als ihr hauptsächliches Hobby sehen und in der Community aktiv sind würde ich ca. 100 sagen.

Auch wenn das unumstrittene Ziel ist, die Szene zu fördern und zu vergrößern, ist es super angenehm sich in einer so kleinen Community zu befinden. Dadurch dass es so wenige Flatland Skimboarder gibt, ist alleine der Umstand, dass man diesem Sport nachgeht, schon unheimlich verbindend. Jeder kennt im Prinzip jeden. Wenn man sich bei Wettkämpfen oder auf Festivals trifft, ist der Spaß immer vorprogrammiert, auch außerhalb des Skimboardens natürlich. Leute die neu dazukommen, werden immer mit offenen Armen empfangen. Ehrlich gesagt vermisse ich die ganzen Kumpels und Events in der Corona-Zeit, aber wer tut das nicht.

Wieviele Wettbewerbe gab es in Europa, und wo hatten die größten Events stattgefunden mit wievielen Teilnehmern?

Unter normalen Umständen gibt es jedes Jahr über die Saison verteilt 5-7 Wettkämpfe in Europa, die Teil des European Skimboarding Cups sind. Außerhalb des Cups gibt es noch weitere Wettkämpfe, die dann aber in der Regel lokaler und kleiner sind, davon gibt es aber insgesamt auch nicht sonderlich viele. Die Wettkämpfe des Cups finden in verschiedenen Ländern statt, oftmals auch mehrere Wettkämpfe in einem Land. Vor allem in Polen und Deutschland finden die Wettkämpfe vermehrt statt, hier gibt es neben der Niederlande die größeren Szenen in Europa, und durch die zentrale Lage sind die Länder gut zu erreichen. Ansonsten finden solche Wettkämpfe auch gerne in den Niederlanden, Spanien oder Schweden statt, manchmal auch in anderen Ländern.

Der größte und bekannteste Wettkampf jedes Jahr ist die Polish Skimboarding Open in Danzig. Es gibt verschiedene Wettkämpfe unterteilt in Altersgruppen, Amateure und Profis, Frauen und Männer. Es waren schonmal 100 Leute dabei, in der Regel sind es aber um die 60 Teilnehmer.

Gibt es in deiner Sportart Leute, die als Profis leben können?

Das wäre schön. Nein. Leider ist die Sportart und der entsprechende Markt dahinter zu klein um als reiner Profi davon leben zu können. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Adrien Raza. Er hat mit Skimboarding den Durchbruch auf Instagram und TikTok geschafft und eine unheimliche Reichweite aufgebaut. Er kann ausschließlich davon leben, skimboarden zu gehen. Allerdings nicht nur als Profi, sondern zu großen Teilen entsprechend als “Influencer”.

Wenn ich mit dem Sport anfangen möchte, wieviel muss ich für ein vernünftiges Board ausgeben? Welche Vorraussetzungen muss dieses Board erfüllen?

Hm, ein vernünftiges Brett ist subjektiv, je nachdem was man vor hat.

Erstmal möchte ich vor Strandbudenbrettern für 20 oder 30 Euro warnen. Die haben in der Regel unten keine gute Beschichtung, sind nicht richtig gebogen und zu klein. Mit denen bleibt man super schnell im Sand stecken und fliegt hin, grade als Einsteiger wenn man die Sportart noch nicht drauf hat. Die Bretter habe ich auch mal ausprobiert und die machen mich ehrlich gesagt ein bisschen traurig, weil auf diesen Dingern ist es meiner Ansicht nach schwer Spaß am Sport zu entwickeln.

Also, was ist wichtig? Die Beschichtung unten sollte HPL oder ähnliches sein, damit das Board gut über Wasser und Sand (und Rampen) gleitet. Es sollte an den Enden leicht nach oben gebogen sein. da man sonst vor allem beim Springen auf das Brett die Nose unter Wasser drückt und stecken bleibt. Das Board sollte auch nicht zu klein sein. Ist man kein Kind mehr, ist es nicht verkehrt, ein Brett mit ca 1 Meter Länge zu nehmen. Letztendlich kommt es auf das Gewicht des Skimboarders an: je schwerer man ist, desto größer sollte das Board sein. Möchte man Tricks machen, sollte das Brett einen symmetrischen Shape haben.

Zum Einsteigen kann man, wenn man nicht zuviel wiegt, ein gutes Anfängerboard von Jucker Hawaii in Zusammenarbeit mit Skimzone Germany für 60 Euro kriegen. Hier haben wir mit unserem Fachwissen den Produzenten beraten, damit genau die eben gesagten elementaren Dinge dabei sind. Wiegt man wie ich etwas mehr, kann man für den Anfang ähnlich teure Boards bei Jucker Hawaii kaufen, die etwas größer sind. Mit diesen Brettern kann man gut skimboarden, kleine Rampen fahren und die Standard-Tricks gut machen.

Möchte man ein Board um auch schwerere Tricks zu lernen und größere Rampen zu fahren, lohnt sich ein Brett für 150 Euro. Hier gibt es verschiedene Anbieter / Shops: SkatePro onlineShop, Kayotics Skimboards, Seventyone, DB Skimboards um die wichtigsten Player zu nennen. Diese sind dann deutlich stabiler, nutzen sich nicht so schnell ab und für Rampen und Tricks ausgelegt (das reine Fahren über Wasser/Sand wird dadurch nicht schlechter).

Welche Vorraussetzungen müssen Flüsse und Bäche erfüllen, damit man auf Ihnen skimmen kann?

Sie müssen flach sein. Flatland Skimboarding basiert auf Aquaplaning. 10 cm tiefes Wasser ist schon sehr tief, vor allem für den Anfang zu tief. Faustregel: knöcheltiefes Wasser ist immer gut. Im Prinzip kann das Wasser aber auch ganz flach sein, 1 cm oder so. Je flacher das Wasser, desto besser greift der Aquaplaning-Effekt und desto weiter kann man skimboarden. Es sollte über eine längere grade Strecke eine ähnliche Flachheit vorherrschen, sagen wir so ca über 20 Meter. Am Besten ist es sandig, es geht aber im Prinzip jeder beliebige Untergrund, wenn dieser ebenmäßig ist. Wir waren auch schon in überfluteten Straßen skimboarden, oder in unter Wasser stehenden Wiesenflächen (das geht sehr gut!). Ein klassischer Sand-Spot kann ein wenig steinig sein, die größeren Steine sollte man dann vorher rausholen um nicht stecken zu bleiben oder draufzufliegen.

Wie schwer ist es, solche Spots zu finden und wie gehst du bei der Suche vor?

Es ist nicht ganz einfach, solche Spots zu finden, aber insgesamt geht das schon ganz gut. Wenn wir nicht beim Vorbeifahren einen Spot sehen, den wir ausprobieren wollen, sondern explizit nach einem suchen, tun wir das über Google Maps über die Satelliten-Ansicht. Hier kann man in der Regel ganz gut erkennen, wie sandig und flach ein Abschnitt ist. Das tun wir vor allem bei Seen oder Flüssen wie dem Rhein. Bei kleineren Bächen wird es schwieriger, hier ist man darauf angewiesen selbst nachzuschauen, meistens sieht man von Google Maps aus nur Bäume.

Hat dein Sport noch irgendetwas mit Surfen zu tun? Und wenn ja was?

Das Board-Gefühl ist ähnlich, letztendlich fährt man in beiden Sportarten mit dem Brett übers Wasser.

Außerdem denke ich sind beides sehr naturverbundene Sportarten. Ob im Bach, See, Fluss oder Meer – man ist immer an schönen Stellen unterwegs und kann die frische Luft und die Umgebung genießen.

Bei uns Riversurfern sind 360 Shovits und Bigspins momentan die krassesten Tricks. Was könnten Riversurfer aus deiner Sportart dazulernen?

Das kann ich nur vermuten. Aber sicherlich das Boardgefühl für solche Tricks, wie auch weterführende Tricks wie 540 Shovits, Biggerspins oder Frontside Shuvits, 180s oder was weiß ich alles. Tricks sind beim Flatland Skimboarding deutlich einfacher zu lernen, 360 Shovits und BigSpins gehören eher zu den Standards. Hat man diese Tricks auf dem Skimboard raus, kann man sie gut ins Riversurfen übernehmen. Ohne je Riversurfen gemacht zu haben, bin ich mir sicher, dass die Mechanik und Körperbewegung hinter den Tricks quasi die gleiche ist.

Wo sind deine Top 3 Spots in Europa?

Spot 1 ist natürlich unser Bach, da führt nichts dran vorbei. In Polen nahe Warschau gibt es eine Flussstelle, die unglaublich weitflächig flachen Strand hat, das ist meine Nummer 2. Ansonsten würde ich noch den Rhein in Düsseldorf nennen. Nummer Drei ist die Ostseeküste in Scharbeutz, Deutschland. Hier ist es auch super weitläufig flach und sandig, und wenn die Ebbe kommt hat man unglaublich gute Spots. Das ist an vielen Küstenspots so.

Werden manche Spots geheim gehalten da sie sonst bald überfüllt wären?

Nein, ganz im Gegenteil. Da die Szene so klein ist, freut man sich über jeden Skimboarder, der dabei ist. Sicherlich würde es bei einer Crew von über 7 Personen oder so irgendwann zuviel werden, aber außerhalb von Events kommt so eine Gruppe eigentlich nicht zustande. Spots werden miteinander geteilt, und man ist eigentlich jederzeit zu einer Session dort willkommen.

Warum zieht ihr Streetwear (Hoddies, Jacken, etc.) über eure Neos an?

Gute Frage. Das ist wohl die Gewohnheit aus der Sommerzeit, in der man typischerweise skimboarden geht. Da trägt man gerne etwas obenrum, damit man sich falls man fällt nicht üble schürfwunden an Rücken oder Seite zuzieht. Ab einer gewissen Geschwindigkeit beim Trick kann dann auch der Sand gut wehtun. Aber ja, wirklich sinnvoll ist das nicht, die Streetware über den Neo zu ziehen. Das kann dann entweder die angesprochene Gewohnheit als Grund haben, oder auch die Vermarktung einer Marke oder einfach nur der Style einer Person, was bei mir auch zutrifft. Es gibt aber auch einige Skimboarder, die nichts über ihrem Neo tragen.

Welche Tricks möchtest du noch lernen?

Uff, alles mögliche, aber nichts Spezielles. Neue Kombinationen mit Grab, z. B. BigSpin Grab mit viel Airtime über einen großen Kicker. Wir haben letztens eine große Quarterpipe gebaut, das ist eher neu in der Skimboarding-Welt, hier will ich viel ausprobieren. Neue One-Foot-Varianten, bei denen man mit nur einem Bein auf dem Brett Tricks landet oder macht. Cross-Foot-Varianten mit überkreuzten Füßen auf dem Brett. Vielleicht probiere ich auch einen Kick- oder Varial-Flip, den machen manche auf dem Skimboard. Aber ein explizites Trick-Vorhaben habe ich nicht.

Gibt es Ärger mit Polizei oder Anglern, wenn ihr eure Obstacles in Fließgewässern aufstellt?

Nein. In all der Zeit war einmal die Polizei da und hat uns “mündlich verwarnt”, aber auch eher nur weil sie von irgendwem hergerufen wurden und sich dann gefragt haben, warum sie uns am Sport eigentlich hindern sollen. Mit Anglern sind wir eigentlich gar nicht in Berührung gekommen, auch am Rhein nicht. Da tritt eher das Problem auf, dass flache sandige Stellen im Sommer gerne als Badeort genutzt werden. Hier muss man dann aufpassen, dass keine Kinder oder Hunde dazwischenlaufen. Aber da ist noch nie was passiert, es gab bis jetzt immer genug Platz, sowohl für Badende, als auch Skimboarder.

Möchtest du noch irgendetwas loswerden?

Nö. Danke fürs Interview, bleibt gesund und Peace Out! :)

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Simon

Simon is the "Youngest Veteran". He has been chasing river waves since almost 20 years, starting on a wave in the south of Munich, one of the birth places of our sport. Simon loves high water surfing and river surf comps and dreams about barrelling river waves, since he was lucky enough to surf one during his many trips.



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