Interviews Martin Ried | @matze.ried

Published on April 6th, 2022 | by Simon

Photo by Martin Ried | @matze.ried |  0

Exclusive Interview with the German Waveriding Association (DWV)

Ever wondered what the term “rapid surfing” means and if river surfing has a chance to become an Olympic discipline one day? We had the unique opportunity to chat with Philipp Kuretzky – the president of the German Waveriding Association (DWV – Deutscher Wellenreit Verband) – about their definition and understanding of “rapid surfing”, the upcoming German Championships and how the DWV plans to support the future development and growth of river surfing.

Note: The following article is in German, but you can use the button at the right for auto translating the content into English or French.


2018 kam es im Umgang mit Flusssurfern zu einem Paradigmenwechesel im DWV. Könnt ihr in der Rückschau beschreiben wie es dazu kam?

Paradigmenwechsel ist ein klein bisschen übertrieben, aber ja, es hatte sich damals was verändert. Im Grunde saßen wir mit Quirin Rohleder zusammen, der uns von seinem Plan einer Tour erzählte. Wir fanden seine Idee einen Sport aus der Geschichte zu machen, um damit den Vereinsbetriebenen Projekten unter die Arme zu greifen gut. Den Ansatz „die Politik versteht Sport, Lifestyle leider nicht“ kennen wir im Verband nur zu gut. Richtig gefördert werden wir erst, seitdem Wellenreiten olympische Sportart ist. Und diese Förderung ist natürlich auch zweckgebunden.


Nicolas Marusa – Deutscher Meister im Rapid Surfing (Photo: Martin Ried @matze.ried)

Im DWV sind Flusssurfer und Wavepoolsurfer unter dem Namen „Rapid Surfing“ vereint. Warum lasst ihr diese zwei Sparten nicht separat? Motorradfahrer treten in Wettkämpfen ja auch nicht gegen Mountainbiker an.

Hier muss man erst mal unterscheiden, denn es geht hier ja um die Wellen auf denen wir alle surfen. Unter dem Begriff „Rapid Surfing“ sind die Surfer vereint, die auf stehenden Wellen jeglicher Art surfen. Surfer, die auf Stromschnellen surfen. Der englische Begriff für Stromschnelle ist Rapid.

Wenn du mal an den Zambezi nach Afrika gehst, dann findest du da eine der besten Flusswellen der Welt. Und wie heißt die? RAPID Number 11. Rapid Surfing soll allen Menschen, die auf stehenden Wellen surfen ein zuhause geben. Rapid Surfing ist INKLUSIV. Egal, ob sie auf natürlichen Wellen in Flüssen, Bächen, oder Kanälen surfen oder auf halbnatürlichen wie The Riverwave, oder auf künstlichen wie Citywave, Hydrostadium oder Unit. Alle Wellen haben ihre Daseinsberechtigung, nur kann man bei einer Indoor-Citywave oder einer Unit Welle, die im See steht einfach nicht mehr wirklich vom Flusssurfen sprechen. Es ist einfach kein Fluss da. Was wir überall wiederfinden: eine Stromschnelle, schnell fließendes Wasser trifft auf Widerstand. Und warum passt Rapid auch noch ganz hervorragen? Weil bei uns im Vergleich zum Meer alles Schlag auf Schlag geht. Hier muss nicht gewartet werden. Es geht schnell.

Eure letzte Deutsche Meisterschaft hat in der Wellenhalle Berlin stattgefunden. Wurde diese Welle mit konventionellem Strom (aus Atomenergie und, oder Kohlekraftwerken) betrieben ? War es für euch ein Kriterium dort zu veranstalten, wo grüner Strom verwendet wird?

Das Wellenwerk, man kann die Locations ja beim Namen nennen, produziert selber Solarstrom und bezieht grünen Strom aus erneuerbaren Energien. In erster Linie zählen für uns die sportlichen Kriterien für die Auswahl der Wellen, dann die Durchführbarkeit. Auf einer Deutschen Meisterschaft (DM) im Rapid Surfing sind rund 100 Leute (Surfer, Staff) vor Ort. Das muss eine Welle oder Location erst mal stemmen können. An der Flosslände würde man für so eine Veranstaltung keine Genehmigung bekommen. Quirin hat da schon oft mit dem KVR telefoniert. Wir glauben aber, dass sich dies ändern könnte, wenn wir den Sport weiter voran treiben.


Janina Zeitler – Deutsche Meisterin im Rapid Surfing (Photo: Simon Fitz)

Wird es für euch bei zukünftigen deutschen Meisterschaften ein Anliegen sein dort zu veranstalten wo Wellen aus grüner Energie erzeugt werden?

Wir denken, es liegt in der Natur der Sache „#Klimaziele“, dass die Betreiber alle auf erneuerbare Energien setzen. Wir glauben, dass das von den Kunden erwartet wird. Leider sind halt nicht alle Städte so gesegnet wie ihr in München. Aber vielleicht hast du ja unser Save-The-Date gesehen, die 3. Offizielle Deutsche Meisterschaft im Rapid Surfing findet 2022 auf der Fuchslochwelle in Nürnberg statt.

Viele junge Surfer aus der Generation Fridays for Future sind die Titelfavoriten bei euren Meisterschaften. Freitag zur Demo für Klimaschutz und am Samstag in die Wellenhalle mit dem DWV. Inwieweit bringt ihr diese jungen Menschen in einen Interessenkonflikt?

Dieser Interessenkonflikt ist nur ein Sinnbild für die Aufgaben unserer Zeit. Jeder wird in mehr und mehr solcher Konflikte stecken und muss sehen, dass er diese für sich vereinbart bekommt. Natürlich wäre es am besten, wenn man überall ohne großen Eingriff einen Eisbach bauen könnte, das ist aber leider nicht der Fall. Und deswegen setzen wir uns ja auch so gut wie möglich für die Projekte ein, die bestehende Flussläufe nutzen wollen.

Es gibt seit 10 Jahren für Surfer in Deutschland keine Wettkämpfe mehr auf Flüssen. Sind die Auflagen der Behörden zu streng? Kayaker veranstalten jedes Jahr eine deutsche Meisterschaft in Plattling auf dem Fluss. Plant ihr zukünftig Wettkämpfe auf Flüssen in Deutschland?

Wie oben ja schon gesagt, findet die Rapid DM 2022 am 16. / 17. April in Nürnberg statt. Zudem stimmt deine Aussage nicht. An der Floßlände fand 2021 schon zum dritten mal der IGSM Junior Jam statt.

Wie kann der DWV allgemein Flusssurfer unterstützen?

Durch Lobbyarbeit. Beauftragte können im Forum Wassersport des DOSB sicherlich einiges an Hilfen bei der Realisierung von Projekten leisten. Außerdem sind Erasmus+ Kooperationen möglich, die zwischen europäischen Verbänden geschlossen werden. Und mit jeder halb-natürlichen Welle, die mit ihren Verein in den DWV eintritt, werden wir stärker und können neue Projekte besser unterstützen. Auch hier kommt wieder der Sport ins Spiel. Es geht unserer Meinung nur darüber. Zudem möchten wir hier einen Aufruf starten. „Der DWV“ sind engagierte Menschen eines gemeinnützigen Verbands – helft mit und engagiert euch, dann können wir noch mehr zusammen erreichen!


Leon Glatzer – Olympic Surf Athlete (Photo: Martin Ried @matze.ried)

Hochwassersurfer werden von Polizei und Medien kriminalisiert. Wie kann der DWV zu einer Legalisierung und Akzeptanz des Hochwassersurfens beitragen?

Hochwassersurfen ist eine Hochrisikosportart. Daran wird auch der DWV nichts ändern. Beispiel: ein Surfer surft bei Hochwasser und Meldestufe 3 auf der Isar. Ein Passant sieht den Surfer im Fluss treiben, geht davon aus, dass er in Gefahr ist und ruft die Rettung. Dann geht es los mit dem Dominoeffekt und der ist beim Start des Hubschraubers noch lange nicht zu Ende. Die Stadt ist verpflichtet, dem sofort nachzugehen. Es gibt nun mal Gesetze in Deutschland, dazu gehört, dass ab gewissen Meldestufen nicht mehr gesurft werden darf. Und wenn man es sich mal ganz genau überlegt, dann versteht man auch warum. Unsere Aufgabe ist über Risiken zu informieren und aufzuklären.

Der größte Flusssurfverein Deutschland ist kein Mitgliedsverein bei euch. Mit welchen Argumenten wollt ihr die Münchner überzeugen zukünftig ihre Haltung zu überdenken?

Die Münchner kriegen wir auch noch ;-) Und wenn es nicht die IGSM ist, dann ein andere Münchner Verein, der sich bald gründen wird.

Der Deutsche Kanuverband ist dem Flusswellenbau gegenüber sehr aufgeschlossen. Welche Kontakte gibt es zwischen dem Kanuverband und euch bisher, und was plant ihr an Kooperationen?

Bis dato gibt es hier noch keine Überschneidungen. Sollte die IGSM von ihrem doch leicht erhöhtem Ross mal runterkommen und bei uns Mitglied werden, dann ergibt sich hier sicher was. Wir haben Lust auf eine Zusammenarbeit. Nur zusammen sind wir stark. Oder du stellst den Kontakt einfach her!

In Deutschland wird auf Flüssen geskimmt und mit (Bungee) Seilen hinter Brücken gesurft. Seht ihr für diese Spartensportarten eine Heimat beim DWV? Gibt es von eurer Seite Berührungspunkte zu den Szenen in Kempten, Ulm, Düsseldorf und Mühlheim an der Ruhr?

Zuerst einmal sind wir der Wellenreitverband, dann sind natürlich alle verwandten Sportarten willkommen, aber sie sollten halt organisiert sein und auch sportliche Ziele haben.

In München wird bald Deutschlands erster Wavepool errichtet werden. Viele Flusssurfer werden sich 100 Euro für eine Stunde nicht leisten können. Wie betrachtet ihr diese Entwicklung?

Der DWV wird diese Anlagen zu Trainingszwecken, Sichtungen etc. in Bezug auf die Olympischen Spiele nutzen. Wir können und wollen die Entwicklung nicht aufhalten. Ja, es ist teuer. Aber das ist Snowboarden auch und am Ende ist es den Leuten überlassen, ob sie es annehmen oder nicht.


Quirin Rohleder – German Surf Icon and representative of the DWV rapid surfing committee (Photo: Martin Ried @matze.ried)

Auch andere kommerzielle Wellenprojekte erhöhen massiv Ihre Preise (Wellenhalle Berlin um 25 %). Wer wird sich zukünftig in Deutschland noch Surfen leisten können?

Niemand muss auf künstlichen Wellen surfen. Es gibt genügen Möglichkeiten sich ein Brett und eine Short zu schnappen und entweder Wellenreiten oder Rapid Surfen zu gehen. Ohne etwas dafür zu bezahlen.

Was sagt die Glaskugel zu einer zukünftigen Olympiadisziplin „Rapid Surfing“?

Am besten Rainer Klimaschewski von Citywave fragen. Der hat 2019 schon die „Road to Olympics“ gestartet … Aber ganz im Ernst, warum nicht. Im Snowboarden gibt es auch verschiedene Disziplinen. Parallelslalom hat jetzt nicht viel mit Halfpipe zu tun, außer, dass beide auf einem Snowboard stehen.

Falls die Olympischen Spiele im Flusssurfen jemals in Deutschland ausgetragen werden, dann im Fluss oder im Pool?

Beim IOC ist Wellenreiten olympische Sportart. Also erst mal ganz sicher nicht im Fluss oder einem Rapid Pool. Und da wir im Sommer leider keine Wellen an der Nordsee haben, wäre es dann wohl der Wavepool.

Was wollt ihr in Zukunft bzgl. Flusssurfern besser oder anders machen als bisher?

Wir versuchen die Projekte, die halbnatürliche Flusswellen bauen wollen oder bauen besser zu unterstützen. Eine Rapid DM in Nürnberg auszurichten ist ein erster Schritt, der ähnlichen Projekten hoffentlich in der Kommunikation mit der lokalen Politik helfen wird.


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Simon

Simon is the "Youngest Veteran". He has been chasing river waves since almost 20 years, starting on a wave in the south of Munich, one of the birth places of our sport. Simon loves high water surfing and river surf comps and dreams about barrelling river waves, since he was lucky enough to surf one during his many trips.



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